Mit „Escape!“ geht das Stadttheater direkt in die Klassenzimmer der Schulen. Im Fachjargon: Klassenzimmerstück.

Ziel ist es, die Schülerinnen und Schüler in ihrer gewohnten Umgebung mit Theater zu konfrontieren, ohne den manchmal allzu erwachsenen Rahmen eines Theaterbesuchs.

Gestern haben die täglichen Proben begonnen. Erste Probe, erstes gemeinsames Annähern, erstes Probieren am Text. „Escape!“ entsteht, „Escape!“ wird nie auf einer Bühne zu sehen sein, sondern ausschließlich in Klassenzimmer gespielt werden. Die Premiere ist bereits am 23. März 2012, um halb zehn Uhr morgens.
Eine seltsame Zeit für Theaterleute, erst recht für eine Theater-Aufführung, vor allem für Schauspieler. Nicht selten werden wir am Theater gefragt: „Und was macht ihr tagsüber so?“ … „Escape!“ gibt einen kleinen Teil der Antwort.

Unser erster Weg führt uns an den Ort, an dem kein realer, aber ein imaginärer Vorhang aufgehen wird: Das Klassenzimmer der Premiere an einem Gymnasium in Fürth. Mehr darf nicht verraten werden. Dass die Schülerinnen und Schüler mit der Vorstellung überrascht werden, ist Teil des Konzepts. Sie erwarten eine „normale“ Deutschstunde und bekommen plötzlich Theater. Theater, das im besten Fall Diskussionen hervorrufen wird, Fragen aufwerfen wird, Problembewusstsein schaffen wird. Daran wollen wir arbeiten.

Wir begeben uns auf die Suche nach der eigenen Schulzeit. Beim Betreten des leeren Klassenzimmers kommen schlagartig Erinnerungen an die eigene Schulzeit hoch: Die Tafel und einige Schulbänke, die Gerüche beim im wahrsten Sinne des Wortes  Beschnuppern des Klassenzimmers, das Geräusch quietschender Kreide, die obligatorischen zusammengeknüllten Papierstücke auf dem Boden bauen in rasender Geschwindigkeit eine Brücke in die Vergangenheit. Ob man will oder nicht, sie sind sie wieder da: Bilder und Erinnerungen, auch Narben und Glücksmomente aus der eigenen Schulzeit, schöne und weniger schöne, beglückende und schmerzliche tauchen wieder auf.

Das ganze Team spürt diesen Zeiten nach: Rainer Fliege, der als Gymnasiallehrer die Produktion begleitet, der junge Schauspieler Tristan Fabian, der Praktikant Boris Keil, dessen eigene Schulzeit noch nicht lange zurück liegt und ich selbst, Regisseur bei „Escape!“ und Theaterpädagoge am Stadttheater.

 

Probenauftakt im Proberaum des Stadttheaters

Zum Probenbeginn kommt erstmal das Klassenzimmer ins Theater. Eine mobile Tafel wird gemeinsam ins Stadttheater getragen und das Klassenzimmer mit einfachen Mitteln im Proberaum des Theaters nachgestellt. Eine aufregende und anstrengende Probenphase liegt vor uns allen, vor allem vor Tristan, der alleine auf der Bühne des Klassenzimmers hautnah dran sein wird an den Schülern. Eine Schulstunde lang. Dazu gehört Mut. Aber den hat er.

Bei der ersten Probe ist Tristan angeschlagen, er nimmt Antibiotika. Aber sobald er anfängt zu spielen, merkt man davon nichts mehr: Er wechselt die Perspektiven, erzählt, zitiert, wütet, denkt einsam öffentlich nach, das alles in rasantem Wechsel.
Ein verheißungsvoller Start in eine intensive Probenzeit.

 (Mitarbeit: Boris Keil )