Lormen (benannt nach dem taubblinden Erfinder Hieronymus Lorm) sind Berührungen der Hand. Dabei bedeutet jede einzelne Berührung einen Buchstaben des Alphabets.

Das Schauspiel „Licht im Dunkel“ handelt von der Kindheit der taubblinden Schriftstellerin Helen Keller (1880 – 1968).  Das Theaterstück rührte die die Zuschauer zu Tränen.
Die Popularität wurde noch gesteigert, als William Gibson 1962 „Licht im Dunkel“ mit Patty Duke und Anne Bancroft in den Hauptrollen verfilmte. Durch den mit mehreren Oscars ausgezeichneten Film ist ein Millionenpublikum auf das Schicksal taubblinder Menschen aufmerksam geworden.

Gibsons Bühnen- und Kinoerfolg wurde im Stadttheater Fürth in Kooperation mit dem Euro Studio in der Regie von Volker Hesse neu inszeniert. Nach der vorletzten Vorstellung von „Licht im Dunkel“ von William Gibson am 30. März 2012 findet ein Publikumsgespräch mit Schauspielern der Produktion statt.
Unter dem Titel „Wir bringen ein Licht in die Welt“ wird versucht, das Leben taubblinder Menschen heute mit dem Schicksal Helen Kellers zu vergleichen.
Peter Bleymaier, Referent des bayerischen Blinden- und Sehbehindertenbundes und Helge Maistryszin sprechen über den Alltag von Menschen mit Hör- und Sehbehinderungen, Kommunikationsformen, Möglichkeiten beruflicher Eingliederung und Behandlungsmethoden.

Der Eintritt zu dieser Veranstaltung ist frei und auch ohne den Besuch der Vorstellung „Licht im Dunkel“ möglich.

Ein Interview mit Regina Berg vom Deutschen Taubblindenwerk Hannover aus der Publikation „Taubblind – na und …“ des Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverbands gibt einen Einblick in die Chancen und Schwierigkeiten im Alltag:

DBSV: Frau Berg, wie arbeiten sie mit taubblinden Menschen?
Regina Berg: Ich bin Rehabilitationslehrerin für Blinde und Sehbehinderte. Ich unterrichte beim Deutschen Taubblindenwerk Hannover Orientierung und Mobilität und auch lebenspraktische Fähigkeiten. Mit den Reha-Teilnehmern spreche ich mit Gebärdensprache, taktilen Gebärden, Lormen oder großer Schrift. Wir benutzen auch Bilder oder eigene abgesprochene Zeichen. Jeder hat seine ganz eigene Sprache, und ich stelle mich darauf ein.

DBSV: Was sind lebenspraktische Fähigkeiten?
Regina Berg: Das sind vor allem Dinge, die man im Haus macht. Essen und Essen zubereiten, sauber machen, waschen, kochen. Für Leute, die nicht sehen und hören können, gibt es viele Tricks, um all das trotzdem zu können.

DBSV: Gibt es ein paar Beispiele?
Regina Berg: Wir üben, in der Küche Ordnung zu halten, so dass man alles leicht wieder findet. Man kann sich angewöhnen, das Messer immer an der Kante von Kühlschrank zur Arbeitsplatte hinzulegen. So kann man es immer leicht wieder finden. Wenn jemand noch etwas sieht, ist es wichtig, viele Kontraste in der Wohnung zu haben. Also die Farben von allen Gegenständen müssen sich gut unterscheiden.

DBSV: Wie kann man merken, dass im Topf das Wasser kocht?
Regina Berg: Man kann fühlen, ob schon viel Dampf aus dem Topf kommt. Am besten benutzt man oft einen Wasserkocher. Es gibt noch viele andere Tricks: Beim Kochen kann man alles mit einem Messlöffel einteilen. Um etwas besser zu schütten, kann man ein kleines Kännchen benutzen. Öl kann man leichter fühlen, wenn es kalt ist.

DBSV: Wie werden taubblinde Menschen morgens rechtzeitig wach?
Regina Berg: Es gibt noch keinen besonderen Wecker für Taubblinde. Aber man kann Uhren benutzen, an die ein Vibrationskissen angeschlossen wird. Auch ein Handy mit Vibrationsalarm ist gut. Es gibt Zeitschaltuhren, an die man viele Geräte anschließen kann, z.B. eine starke Lampe oder einen Ventilator. Wenn man noch etwas sehen kann, ist es sehr wichtig, dass man die richtigen Sehhilfen hat. So kann man vieles noch selbst erkennen.

DBSV: Wie können taubblinde Menschen mit anderen Menschen reden?
Regina Berg: Man kann sich viele Dinge auf Karten vorbereiten. Z.B.: „Ich möchte fünf Brötchen.“ „Schreiben sie mir den Preis in die Hand.“ „Wie viel Uhr ist es?“ Es ist wichtig, auf die anderen Leute zuzugehen und seine Angst zu überwinden.

DBSV: Wie kann man all diese Dinge lernen?
Regina Berg: Es gibt Unterricht in lebenspraktischen Fähigkeiten. Da wird alles gemeinsam ausprobiert und besprochen, wie man Dinge am besten macht. Für jeden taubblinden Menschen gibt es ganz besondere Tricks. Einen solchen Unterricht kann man im Deutschen Taubblindenwerk bekommen.