Oliver Riedmüller trifft den richtigen Ton

Anfang September betrat ich das große Fürther Stadttheater durch den kleinen Eingang an der Pforte und ging in das gemütliche Büro im zweiten Stock, das nun ein halbes Jahr lang zu meinem Arbeitsplatz wurde.
Als hinter die Kulissen blickender Praktikant in der Dramaturgie arbeitete ich im Theater und lernte durch meinen Chef Dr. Matthias Heilmann (der Dramaturg des Hauses) das genannte Berufsfeld kennen. Der Großteil meiner Arbeit bestand aus den im dritten Abschnitt des Bereichs Gegenwart im wikipedia-Artikel „Dramaturg“ beschriebenen Tätigkeiten. Alle Publikationen des Hauses flossen durch meine Hände und ich siebte das wenige Schlechte raus und fügte Gutes ein. Außerdem schrieb ich natürlich auch selber an Artikeln für NN-Beilage oder Bretterbericht. Die Programmhefte, die von der Dramaturgie allein erstellt werden, waren da eine der Hauptarbeiten – Recherchen über Künstler und Werke, Kürzung und Umschreibung des Recherchierten. Daneben noch Kontakt zu Agenturen, Verlagen und ähnlichen für den Theaterbetrieb notwendigen „Betrieben“.
So viel zum Arbeitstechnischen, der zwar Erfahrung brachte, aber nicht prägte. Was mir von dem halben Jahr noch lange bleiben wird, sind Gesichter mit zugehörigen Menschen, die den großen und dominanten Bau an der Königstraße das Leben einhauchen. Zu den wenigen Mitarbeitern des Hauses, die mir von Theaterbesuchen und eigenen Auftritten schon bekannt waren, kamen nun noch die vielen, die sich hinter dem Papier der Publikationen verstecken oder auch gar nichts nach außen von sich zeigen, außer der Tatsache, dass auf der – an sich leeren – Bühne getanzt, gesungen und gespielt wird. Wenn ich jetzt ins Theater gehe, das Programmheft aufschlage und danach die – sicherlich faszinierende – Vorstellung ansehe, kann ich den Weg von der Idee bis hin zu dem Moment des Theaterabends verfolgen und weiß, wer wo wann was wohl wahrscheinlich gemacht hat. Ein Wissen, das mir unheimlich gefällt, weil das Theater an sich und vor allem das Theater meiner Stadt – mein Stadttheater – mir so mehr zur Heimat wird.
Mehr verrat ich nicht, soll jeder selber ein Praktikum machen und sehen, was ich sah.

Fazit nach dem halben Jahr frei nach Kurt Schwitters: Stadttheater, du bist von hinten, wie von vorne: TOLL!

http://www.stadttheater.de/jobs