Barish Karademir

Du inszenierst zum zweiten Mal Rainer Werner Fassbinder.  Warum sind seine Theaterstücke und Filme über 30 Jahre  nach seinem Tod noch so aktuell? Worin besteht gerade die  Popularität von „Die bitteren Tränen der Petra von Kant“?

Fassbinders Filme sind teilweise sehr schlecht gealtert – anders seine Theaterstücke. Dass diese nichts an Brisanz verloren haben, zeigt sich in aktuellen Inszenierungen in München oder Berlin. Fassbinder wirft  einen illusionslosen Blick auf zwischenmenschliche Beziehungen und zeigt, wie Liebe und Herrschaft zusammenhängen.

Wie lassen sich die Form und die Sprache Fassbinders beschreiben?

Beides ist stark geprägt durch Marieluise Fleißer und ihre Volksstücke.  Die Sprache ist sperrig, erscheint teilweise äußerst künstlich und Fassbinder arbeitet viel mit Wiederholungen, die die Stagnation in den Beziehungen und das häufig Phrasenhafte in der Kommunikation verdeutlichen.

Die Konflikte werden hier ausschließlich unter Frauen ausgetragen. Sind die Unterschiede zwischen Männern und  Frauen gering oder eher nicht?

Es könnten auch zwei Männer sein. Auch bei einem heterosexuellen  Paar ließen sich ähnliche Machtstrukturen und Konflikte entdecken.

Welche Bedeutung hat für Dich und Ausstatterin Christiane Becker die Modebranche, in der Petra von Kant lebt?

Mich interessiert daran das Künstliche, Fassadenhafte. Was mit Menschen geschieht, die abgerichtet und auf ein bestimmtes Schönheitsideal getrimmt werden, kann man aktuell wieder mal bei Germany’s Next Top Model sehen.

Du inszenierst das erste Mal am Stadttheater Fürth. Mit welchen Erwartungen gehst Du die Arbeit an?

Die Atmosphäre im Theaterraum ist sehr besonders und mich fasziniert daran vor allem die Architektur. Außerdem ist es eine Bereicherung, neue Kollegen kennenzulernen und gemeinsam mit neuen Leuten ein Projekt zu entwickeln.

Die Fragen stellte Dramaturg Matthias Heilmann