Ich mache mit bei der Tanzwerkstatt, geleitet von Jutta Czurda, und beim Community Dance, geleitet von Jutta Czurda und Petra Heinl. Beim CD geht es mir so: Ich komme montag abends verstockt und innerlich verholzt ins Kulturforum Fürth, öffne die Tür zum Großen Saal, 50, 80 Leute sind da, Jutta beginnt, und nach ca 7 Minuten hab ich das Gefühl, hier ist nicht Mittelfranken, hier ist Party in Rio. Anfangs sind da vielleicht schüchterne Menschen, mit auf Null geschalteten Gesichtern, steifen Gesten und jetzt? Freudeblitzende Augen, strahlendes Lächeln, wiegende Hüften, Stampfen, Hüpfen, Ausgelassenheit, Menschen, die vor Lebensfreude sprühen. Ich tanze mit meiner Buchhändlerin, ich tanze mit ich weiß nicht wem.

 Heute ist nun das Performancefest der Werkstätten und eine Gastvorstellung der Choreographie-Gruppe des Community Dance. Kurz vor Beginn flaues Gefühl im Magen. Eben noch Probe im Kleinen Saal, jetzt leeres Hirn. Kann mir die Varianten und In-Letzter-Minute-Änderungen unserer drei Tänze nun mal nicht merken. Nichts zu machen. Ich werde meine Gruppe blamieren. Katastrophenerwartung.

Unten in der Großen Halle gedimmte Scheinwerfer, vielfarbiges Halbdunkel. Die Säulen werfen mehrstrahlige Schatten aufs bernsteinbraune Parkett. Gemurmel, Anspannung, Durcheinanderlaufen, Grüppchenbildung. Dann nehmen sich die Teilnehmer aller 7 Gruppen – über hundert Leute – an den Händen und bilden an den Wänden entlang ein großes Ei. Begrüßung durch Jutta Czurda.
Es folgen ohrenbetäubende Trommelrhythmen. Wild und archaisch. Wahrscheinlich afrikanisch. Wir sollen unseren Stress und alles, was wir sonst noch loswerden wollen, rausschreien, rausschleudern, raustanzen. Tut gut. In mir macht sich Neugier und Freude auf das Fest bemerkbar … schließlich sind wir nicht hier, um uns in Lampenfieber und Versagensängste reinzusteigern. Wir wollen Spaß haben und uns selbst und das Leben feiern.

 Nach den Performances von Schreibwerkstatt, Schauspielwerkstatt und Singwerkstatt tanzt zunächst die Recherche-Gruppe ihre surreal-fetzige Choreographie der „Mondnacht“ (nach einer Klangkollage Eichendorff/Schumann).
Wir, die Tanzwerkstatt – Gruppe, holen die Tänzer, die eben noch am Rand eines schwindelerregenden Abgrunds wild zu balancieren schienen und plötzlich wie angefroren verharren, sanft von der Fläche und zeigen unsere Version der „Mondnacht“, Komposition Robert Schumann, gesungen von Barbra Streisand. Es geht gut, bin im flow, vertraue mich dem Atem und den Wellenbewegungen meiner Gruppe  an.
Bin mit den anderen verbunden und gleichzeitig ganz bei mir. Versuche sekundenlang, an Juttas Anweisungen zu denken – „Nicht so heilig!“ „Zärtlichkeit!“ „Sinnlichkeit!“ „Seid ganz achtsam miteinander!“ „Genießt es!“ – die sind jetzt nicht mehr nötig. Ausgestreckt am Boden liegend beenden wir den Tanz. Applaus.

 Nach einer kurzen Pause zeigt die Choreographie-Gruppe des CD ihre Version der „Mondnacht“. Wir sind ganz in Weiß. Ich freue mich auf den Tanz, die Nervosität ist weg, ich genieße jeden Moment. Wir gleiten durch den Raum und lassen die Seele tanzen. Ach wärs doch nicht so schnell vorbei! Schlussformation. Aus. Ende. Stürmischer Applaus.

Nun führt der Jugendclub eine witzige Schulszene auf. Ich kann der Szene nicht durchgehend folgen, da ich schnell wieder in die schwarzen Klamotten für unseren Kreistanz wechseln muss. Er umschreibt in gestischen Andeutungen die Lebenssituation einer 81jährigen Iranerin, die sich trotz eines harten Schicksals große Würde und Gelassenheit bewahrt hat. Bei diesem Tanz stecke ich noch voll in der Mühe der Herstellung, brauche alle Konzentration für die Schrittfolgen. Der Tanz hat die Menschen anscheinend sehr berührt. Großer Applaus. Ende. 

Nach zweieinhalb Stunden ist der Performanceteil des Brückenfests vorbei. Ich bin glücklich und erfüllt wie selten.
Das Buffet wird hereingerollt.