Szene aus "Wenn ich mir was wünschen dürfte"

Szene aus "Wenn ich mir was wünschen dürfte"

Tanz für jung und alt. Das bot das Stadttheater Fürth seinen Gästen vom 17. bis zum 25. Mai 2012. Da war wirklich für jeden was dabei.

Von rührenden Momenten im Brückenbauprojekt „Wenn ich mir was wünschen dürfte“, bei dem schon so manchem Besucher die Tränen kamen über jubelnde Begeisterung und Standing Ovations bei Ailey II, bis hin zur Gegenüberstellung von jung und alt mit dem Bundesjugendballett und der Produktion Diamonds and Roses.
Lassen wir die doch so unterschiedlichen Momente doch noch einmal Revue passieren…

Zu Beginn der Tanzwoche begeisterte die Tanzcompagnie Ailey II des Alvin Ailey American Dance Theater unsere Gäste. Mit drei außergewöhnlichen Stücken aus dem Bereich des modernen Tanzes boten sie einen Einblick in verschiedene Choreografien, die alle einen anderen Schwerpunkt setzten.
Das von Leidenschaft geprägte Stück „Shards“ entführte einen in eine Welt voller Energie und spürbarer Spannung, unterlegt auch durch die außergewöhnliche Musik von Mio Morales. Die beeindruckende Leichtigkeit, mit der die Tänzer von Ailey II an dieses Stück herangingen, schließlich war es, die das Stück so besonders machte.
Auch „The Corner“ überzeugte und regte das Publikum denn auch zu ein paar Lachern an. Die Art und Weise auf die das Leben in den amerikanischen Vorstädten in der „Bronx“ dargestellt wurde. Die amüsante witzige Art, welche man auch aus einigen Hollywoodfilmen wiederzuerkennen glaubt, ließ schon so manchen Besucher schmunzeln.
Mit „Revelations“ schließlich ließen sich die Tänzer zu einer Homage an den großen Meister Alvin Ailey selbst hinreißen. Hier zeigte sich deutlich die Qualität, die das Alvin Ailey American Dance Theater zu einer der größten Schulen macht.
Ailey II, dessen erste Mitglieder bei der Gründung noch von Alvin Ailey persönlich ausgesucht wurden, verkörpert Mr. Aileys Vorreitermission, eine erweiterte kulturelle Gemeinschaft zu etablieren, die Tanzperformances, Training und Gemeinschaftsprogramme für alle Menschen zur Verfügung stellt.

Dass Tanz etwas ist, das allen Menschen offen stehen und zugänglich sein sollte, davon zeugte auch die Brückenbauproduktion „Wenn ich mir was wünschen dürfte“.
Was offiziell als „Laientanz“-Produktion lief, dahinter steckte wohl mehr Arbeit als hinter manch einer gewöhnlichen Tanzproduktion mit „Profis“. Wer Zeuge einer Probe wurde weiß mit wieviel Elan sich die Tänzer seit 2011 an die Arbeit machten um ihren „Patenkindern“ einen gebührenden Abend zu präsentieren, der den „geschenkten“ Erinnerungen in Form von Liedern und Gedichten gerecht wurde. Dafür wurde einer großer Teil der eigenen Freizeit investiert, doch man tat es gerne: Zum einen in der Hoffnung, dass sich die „Wünsche“ und Erwartungen an den Abend der Aufführung erfüllen würden, zum anderen, weil man sich nie allein fühlte und immer Teil von etwas größerem war. So entstand ein bunter Abend an dem aus einem Mosaik aus Gedichten und Liedern ein Gesamtbild entstand.
Haben sich die Erwartungen der Tänzer erfüllt? Wenn man ein gerührtes Publikum erwartete, dann ja. Wenn man einen erfolgreichen Abend erwartete, dann ja. Wenn man einen Dialog der Generationen erwartete, dann ja. Ganz im Sinne des Spielzeitmottos wurden nach den Vorstellungen plötzlich alte Geschichten aufgewärmt. Der Großvater erzählte dem Enkel eine Geschichte aus der Jugend; Ehepaare erinnerten sich daran, wie sie sich kennen lernten… Hier schließlich wurde die „Brücke“ der Generationen überwunden, und jeder konnte daran teilhaben.

Dass Tanz etwas ist, was nicht nur Brücken zwischen Generationen schlagen kann, sondern auch zwischen Nationen zeigte am Sonntag das Bundesjugendballet. Jeder der acht Tänzer aus sieben verschiedenen Nationen brachte etwas Persönliches mit ins Ensemble, etwas, das Ihn oder Sie als Person auszeichnet. Das zeigten Sie auch in einem der drei Stücke, in dem jeder etwas aus seinem Leben erzählte; damit ließen sie auch das Publikum teilhaben an ihren Lebenswegen. Bereits am Samstag boten Sie hier einer Gruppe von Ballettschülerinnen die Möglichkeit, bei einem Workshop Einblicke in ihre Arbeit zu erhalten. Tanzte eines der Mädchen weniger gut, wurde er nicht ausgeschlossen, sondern bekam im Gegenteil einen eigenen kleinen Part, der eigens in die „Choreografie“ integriert wurde.
Die Werke, die mitunter von den Tänzern selbst choreografiert wurden, zeugen von der Freude, die sie in ihre Arbeit stecken und die Sie auch dem Publikum zeigen wollen.

Doch nicht nur für junge Tänzer ist und bleibt Tanz der Inhalt ihres Lebens. Denn dass Tanz keine Frage des Alters ist, damit überzeugte Eric Trottier das Fürther Publikum bereits im April mit der Premiere von „Diamonds and Roses“. Am Ende der Tanzwoche konnten sich Interessierte noch einmal davon überzeugen. So wie die sechs Tänzer teilweise über die Bühne sprangen und tänzelten hätten sie auch glatt beim Bundesjugendballett mittanzen können. Gleichzeitig versuchte Eric Trottier jedoch auch dem Publikum zu zeigen, dass in jedem von uns ein Kind steckt. Da konnte es schon manchmal dazu kommen, dass der ein oder andere Zuschauer verwundert die Stirn runzelte wenn die Tänzer anfingen aus riesigen Bauklötzen einen Turm zu bauen. Ein Theaterabend auf den man sich auch einlassen musste, bei dem man vielleicht sogar selbst das Kind in sich wiederentdecken sollte.

Eine Woche voller „Tanztage“ und keiner wie der andere. Dennoch verband eines alle Tänzer…die Freude am Tanzen und das ist und bleibt unabhängig von Alter, Herkunft, Ausbildung…Wiederholung gewünscht?

(Franziska Ulrich – Assistentin Dramaturgie)