Das junge Ensemble arbeitet an der zweiten Produktion

Es ist 17 Uhr. Die Durchlaufprobe beginnt. Alle sind bereit. Die Regisseurin hat auch Platz genommen und gibt das Zeichen, mit der Probe zu beginnen. Durch die Lautsprecher hallt die erste Toneinspielung. Die Spieler des „Jungen Ensembles“ betreten die Bühne, stellen sich in einer Reihe auf und schauen dorthin, wo später einmal das Publikum sitzen wird.

Es ist die Probe zu der neuen Produktion „Amerika“. Das Stück handelt von fünf Auswanderern, die vor rund 170 Jahren auf ein besseres Leben in Amerika hoffen.

Die Inszenierung beschäftigt sich – passend zum Spielzeitthema „Heimat Europa“ – mit dem Thema „Heimat“. Wir begleiten die fünf Auswanderer, die ihre Heimat verlassen müssen, auf ihrer Reise nach „Amerika“. Zugleich werden jedoch auch immer wieder Bögen zur heutigen Flüchtlingssituation im Mittelmeerraum oder an der Grenze der USA zu Mexiko geschlagen.

Die Probe schreitet voran. Die fünf Auswanderer sitzen auf dem Boden. Jeder hat einen Koffer vor sich liegen. Auf diesem Koffer stehen Blechteller, in die Milch gegossen wird. Aus den Lautsprechern klingt die Stimme des Agenten, der die Auswanderer auf die Reise nach Amerika schickt. Die Spieler benötigen bei dieser Szene absolute Textsicherheit, denn die Stimme des Agenten wird nicht live eingesprochen, sondern wurde schon vor Monaten im Tonstudio aufgenommen. Jedes Wort muss an der richtigen Stelle gesagt werden, sonst funktioniert das Zusammenspiel mit der Toneinspielung nicht richtig. Heute geht die Szene reibungslos über die Bühne, denn alle sind sehr konzentriert bei der Sache.

Die Spieler stammen alle ursprünglich aus dem Jugendclub des Stadttheaters. Als sich Mona Latendin und Dominique Marterstock vor zwei Jahren dem Jugendclub „entwachsen“ fühlten, gründeten sie kurzerhand mit anderen ehemaligen Jugendclubmitgliedern ihre eigene Gruppe. Intendant Werner Müller war sofort begeistert von der Idee, das „Junge Ensemble“ zu gründen, und so entstand in der letzten Spielzeit mit „Rose und Regen, Schwert und Wunde“ die erste Produktion. Mit „Amerika“ wird nun die zweite Premiere gefeiert.

Es gibt noch viel zu tun. Immer wieder werden die Umbauten zwischen den Szenen geprobt, denn diese sind zum Teil recht kompliziert und bereiten manchen Spielern noch immer Schwierigkeiten. Darüber hinaus müssen Tätigkeiten wie Liegestühle aufbauen und Rollrasen rollen geübt werden, was gar nicht immer so leicht umzusetzen ist. Bis zur Premiere soll das aber alles so aussehen, als ginge es ganz leicht von der Hand.

Seit Mai probt das „Junge Ensemble“ an „Amerika“. Fanden anfangs nur vereinzelt Proben statt, so läuft seit September eine intensivere Phase, in der samstags und sonntags jeweils zwischen acht und elf Stunden geprobt wird. In der Woche vor der Premiere finden sich alle jeden Morgen um zehn auf der Bühne im Kulturforum ein. Vier Stunden lang werden dann Szenen, die noch nicht richtig funktionieren, wiederholt. Dann gibt es eine Pause bis 18Uhr. Nach einem kurzen Aufwärmen und Einsingen wird das gesamte Stück gespielt. Die Regisseurin unterbricht nur im Notfall. Die Spieler sind alle auf sich allein gestellt und müssen die Durchlaufprobe meistern, als wäre es schon eine Vorstellung.

Die Probe nähert sich dem Ende. Die meisten Spieler haben die Bühne bereits verlassen. Nur eine Spielerin steht noch auf der Bühne und spricht ihren Schlussmonolog. Dann dreht sie sich um, geht an den Platz zurück, von wo sie am Anfang des Abends mit ihrem Spiel begann. Sie sagt ihren letzten Satz, blickt dabei in die Richtung, wo das Publikum sitzen wird. Die Worte verklingen im Raum.

Premiere am Sa 6. Okt 2012; 20.00 Uhr
Kulturforum Fürth

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