Detlev Glanert (links) freut sich über „schlaue Fragen“, die Schüler über spannende Antworten eines „außergewöhnlich offenen “ Künstlers.

Neun Schülerinnen und Schüler der 10. Jahrgangsstufe des Heinrich-Schliemann-Gymnasiums Fürth trafen am Mittwoch, den 5. Dezember 2012 den Komponisten Detlev Glanert zum Gespräch im Kulturforum Fürth.  Zuvor hatten die Schülerinnen und Schüler die Gelegenheit, der Orchesterhauptprobe* beizuwohnen.

 

Detlev Glanert befindet sich momentan in Fürth, um die Endproben zu seinen Kammeropern „Drei Wasserspiele“, die am 7. Dezember 2012 Premiere feiern, zu begleiten.
Glanert ist einer der bedeutenden Opernkomponisten der Gegenwart. Er versteht es wie nur wenige andere Komponisten seiner Generation, die musikalische Tradition mit der Moderne zu verbinden. Seine Kompositionen sind ein Beispiel dafür, wie zeitgenössische Musik das Publikum als Adressaten einbeziehen kann und es so versteht, Neugier zu wecken. Vor allem seine Bühnenwerke sind daher auch beim traditionsgebundenen Publikum ungewöhnlich erfolgreich.

Auch bei den Schülerinnen und Schülern weckten die „Drei Wasserspiele“ Neugier und erweiterten den musikalischen Horizont spürbar. Der Lehrplan der 10. Klasse sieht nur eine Stunde Musik vor. Für moderne, zeitgenössische Musik oder gar zeitgenössisches Musiktheater bleibt in diesem Kontext kaum bis keine Zeit.
Und obwohl alle neun Schüler selbst Musik machen und Instrumente spielen, entdeckten sie für sich bei „Drei Wasserspiele“ gänzlich neue unbekannte Musik.

Groß war zunächst also auch die Zurückhaltung  und freundliche Skepsis der Komposition gegenüber. Detlev Glanert verstand es aber durch seine offene und zugewandte Persönlichkeit, neue Denkanstöße zu vermitteln. Über den Inhalt der Opern, die mittels des Motivs Wasser die letzten Fragen nach der Existenz Gottes, der Existenz einer Seele und der heilenden Kraft des Glaubens behandeln, erläuterte Glanert die Vielzahl an Aspekten – von der heilenden Kraft bis zur existenzbedrohenden Gefahr von Wasser –  mit den verschiedenen musikalischen Herausforderungen.
Den Schülerinnen und Schülern fiel dabei besonders auf, wie eng sich Musik und szenisches Geschehen verknüpfen und zusammen eine eigene Wirkung entfalten.

Eine weitere Brücke schlug der relativ geringe Altersunterschied zwischen den Schülerinnen und Schülern und den Künstlern auf der Bühne, die allesamt Studenten der Musikhochschule Nürnberg sind und damit auch erst etwa 20 bis 25 Jahre alt. Daran schloss sich die Frage an, wie Musik zum Beruf werden kann. Detlev Glanert begann nach eigenem Bekunden eher spät mit der Komposition. Erst mit zwölf Jahren verfasste er eigene Werke, während viele Komponisten schon sehr viel früher beginnen. Das „Erschaffen eigener Welten mittels Musik“ ist für ihn das Schönste und Erfüllendste, das er sich vorstellen kann.
Umso schwerer müsste doch das Loslassen dieser Welten sein, das Übergeben an Regie und musikalische Leitung, die sich der eigenen Werke annehmen, schlussfolgerten die Schülerinnen und Schüler. Detlev Glanert gestand ein, dass das kein leichter Prozess sei, der aber nunmal zum Prozess einer Operninszenierung gehören würde.

Der Austausch zwischen Schülerinnen und Schülern und Detlev Glanert hinterließ Eindruck. Bei zwei Schülerinnen war schließlich die Neugier so groß, dass sie trotz anstehender Physik-Klausur am darauffolgenden Tag, die musikalischen und szenischen Korrekturen, die im Anschluss mit Künstlern und Komponist stattfanden, auch noch verfolgten.

Das Stadttheater drückt fest die Daumen für die Klausur!

Tickets und weitere Informationen: http://www.stadttheater.de/dreiwasserspiele

(*) Eine Orchesterhauptprobe ist eine der letzten Proben, bei der die gesamte Aufführung im Ablauf und mit originaler Dekoration, Kostümen, Requisite und Beleuchtung durchspielt wird. Die erste Hauptprobe erfolgt meist nur mit Klavierbegleitung, bei der Orchesterhauptprobe dann auch mit dem gesamten Orchester.