Brückenbau – das Community-Projekt des Stadttheaters hatte in der Spielzeit 2011/12 einen Aufruf an die Bürger der Region gestartet und Menschen ab 80 Jahren eingeladen, ihrem Theater einen Teil ihrer ganz persönlichen Erinnerung zu schenken. Gesucht wurden Lieblingslieder und -gedichte und die Geschichten, die sich darum ranken.

So wurde eine bunte Vielfalt von Liedern und Gedichten zusammengetragen – darunter Klassisches wie „Wanderers Nachtlied“ oder die „Mondnacht“, Erinnerungen an die Kindheit mit „Der Mond ist aufgegangen“, an den ersten Tanz zur „Himmelblauen Serenade“ …  Die wunderbaren Memoire-Miniaturen wurden von Mitwirkenden aus dem Projekt Brückenbau ausdrucksstark in Tanz, Gesang und Spiel umgesetzt. Beachtlich das kreative Potenzial der ambitionierten Laiendarsteller.

Diese Spielzeit feiert das Projekt eine Wiederaufnahme. Die Proben laufen intensiv.
Ein Bericht der Mitwirkenden Barbara Schatz-Schmeußer:

„Rückblende, Mai 2012:

Wir, die Recherchegruppe 2, haben die Hoffnung aufgegeben. Unser heiß geliebtes Projekt „Wenn ich mir was wünschen dürfte“ wird nach vier umjubelten Vorstellungen nicht wieder aufgenommen. Wochen intensivster Erfahrungen liegen hinter uns, denn die meisten von uns wurden zum ersten Mal mit den Anforderungen professioneller Choreografie-Arbeit konfrontiert. Und die können gnadenlos sein. Immer wieder wurden wir an unsere Grenzen geführt.

Disziplin! Power! Disziplin! Fokus!! Disziplin!! Disziplin!!
Gefolgt von Konfusion, Konzentration, Transpiration.
Gefolgt von Versagenserwartung, Zählstress, Schritte-Salat. „Von 1 – 8! Ist das denn nach drei Wochen immer noch so schwer?!“

Doch ganz allmählich entsteht ein flow, das Gefühl des Verbundenseins mit den anderen, das Gefühl ein Rhythmus, ein Körper, ein Atem zu sein. Und unter heftiger Nervenanspannung dann dieser unerwartet große Erfolg bei der Aufführung. So ermutigend und beflügelnd, es geschafft zu haben! Gewürdigt und sogar gefeiert zu werden. All das sollte also für immer der Vergangenheit angehören.

Und jetzt wird “Wenn ich mir was wünschen dürfte“ doch wieder  aufgenommen!? Nach eineinhalb langen Jahren?
Oh Schreck! Und wie schön, wie wunderbar!

Von meinen sehr exakten Schrittfolge-Notizen verstehe ich allerdings kein Wort mehr. Deshalb bitte ich Christiane und später Andrea, mit mir die beiden schwierigen Stellen der “Himmelblauen Serenade“ zu üben, bevor die Proben beginnen. Gott sei dank gibt es immer noch die große Hilfsbereitschaft in der Gruppe. Wir haben einander immer unterstützt. Und ich möchte eben nicht Lusche sein, die womöglich den ganzen flow aufhält, oh Graus.

Die Recherchegruppe 2 trifft sich Ende Oktober zu den ersten Wiederaufnahme-Proben auf der Probebühne Uferstadt. Yvonne Swoboda hilft uns, die Choreografien von “Himmelblaue Serenade“; “Straighten Up“ sowie dem „Sleep Dance“, der komplett auf dem Boden liegend getanzt wird, wieder zusammen zu bekommen, bevor Jean Renshaw, unsere Choreografin, die Proben übernimmt. Außerdem müssen die “Neuen“ eingewiesen werden, nicht alle Ehemaligen haben Zeit.

Ich bin überrascht, wie unkompliziert sich diese Proben gestalten. Yvonnes innere Ruhe und Gelassenheit tragen sehr dazu bei. Die Neuen kapieren schnell, wir anderen kommen ziemlich prompt wieder rein. Der Körper erinnert sich nach wenigen Durchläufen.
Als Jean Renshaw dazu kommt, haben wir´s schon einigermaßen “drauf“. Sie scheint zufrieden zu sein.

Ich bin erleichtert und sehr gespannt auf unsere Vorstellungen im Januar 2014.“

Termine & Tickets:

www.stadttheater.de/wennichmir