Das Festival net:works und das Stadttheater behandeln die Ambivalenz des digitalen Fortschritts:

Wir leben im digitalen Zeitalter. Smartphones, Computer, Internet all diese Dinge sind aus unserem alltäglichen Leben nicht mehr weg zu denken. Wir googlen mal schnell Informationen, chatten mit unseren Freunden in sozialen Netzwerken und verschicken, ganz einfach ein Foto in wenigen Sekunden um die halbe Welt.
Doch was wäre, wenn das Internet plötzlich in 8 Tagen einfach abgeschaltet werden würde?
Mit diesem Thema beschäftigt sich eine der vielen Präsentationen im Rahmen des net:works‑Festivals der Arbeitsgemeinschaft Kultur im Großraum Nürnberg Fürth Erlangen Schwabach, kurz ARGE. Beim 17. Großraumfestival der ARGE steht das Zeitalter der digitalen Netzwerk-Gesellschaft im Mittelpunkt. Die vier beteiligten Städte bieten im Zeitraum vom 9. bis zum 26. Oktober eine große Zahl kultureller Angebote, die sich mit dieser Thematik auseinander setzen. Das geht von einem literarischen Suchspiel durch Erlangen, über Theater, das sich über eine App von den Zuschauern beeinflussen lässt, bis zu einer Fußballbegegnung der besonderen Art. Die konkurrierenden Städte Nürnberg und Fürth stehen sich hier nicht mehr auf  dem Fußballplatz gegenüber, sondern an der Konsole zum FIFA zocken. Das Ganze wird, wie bei einem normalen Fußballspiel nach Hause übertragen und von Experten kommentiert.

Das KULT-Ensemble des Stadttheaters Fürth, zeigt im Rahmen des Festivals die erste Premiere der Spielzeit: „Man sieht sich“.
Im Stück von Guillaume Corbeil stehen die sozialen Netzwerke im Mittelpunkt.  Fünf verschiedene Figuren loggen sich ein, drücken „gefällt mir“ und teilen ihr perfektes oder unperfektes Leben mit der Welt. Die sozialen Netzwerke gleichen hier einer hochrasanten Börse für soziale Beziehungen in der man verzweifelt versuchen muss seine Identität zu wahren und den Marktwert im Freundschafts- und Beziehungssektor zu steigern. Sprache und Form des Stücks orientieren sich radikal an den allbekannten Kommunikationsweisen im Internet und legen die Abgründe unserer Netzwerk-Gesellschaft offen.
Zu sehen ist das Stück vom 9.-11.10. um 20:00 Uhr im Kulturforum.

Die Thematik des digitalen Fortschritts ist ein wichtiger Aspekt des Spielzeitmottos des Theaters.  Unter dem Motto „schreitet fort“ werden  verschiedene Seiten von Fortschritt beleuchtet. Und deren Konsequenzen positiver wie negativer Art.

Bestes  Beispiel ist gleich die Eröffnungspremiere der Spielzeit. So versucht sich zum Beispiel der Ingenieur Mac Allen im Musical „Der Tunnel“ darin, Nordamerika und Europa durch einen riesigen, unterirdischen Tunnel zu verbinden und macht sich dabei sämtliche, zu seiner Zeit existierende, Technik zunutze. Walter Faber in „Homo Faber“ muss schmerzlich erkennen, dass der moderne Mensch der sich der Machbarkeitseuphorie der Technik ergibt und sein Leben nur noch nach den Gesetzten von Logik und Wissenschaft organisiert leicht menschliche Beziehungen vernachlässigt und seine Endlichkeit vergisst. Auch „Der kleine Prinz“ sieht nicht nur die positiven Seiten des Fortschritts und erinnert daran, dass es auch in der ganzen Hektik der modernen Zeit wichtig ist sich Momente zu gönnen in denen man zur Ruhe kommt.

Für Theaterfans, die sich noch intensiver mit der Thematik auseinander setzen wollen, bietet die Bürgerbühne dieses Jahr viel zum Anschauen oder Mitspielen. Die drei Uraufführungen beschäftigen sich mit verschiedenen Facetten des Fortschritts.
In „Anders herum denken“, einer Produktion des KULT-Ensembles in Kooperation mit dem Papiertheater Nürnberg und der Kunstgalerie Fürth,  wird die Möglichkeit geboten seine eigenen Gedanken in das Stück mit einfließen zu lassen und im Bürgerchor mit den Profis auf der Bühne zu stehen. „Modern Times – in progress“ und „Metropolis NOW“ setzen sich auf spielerische, bzw. tänzerische Weise mit Themen wie Fortschritt und Utopie auseinander.