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Maren Koch, Hannes Berg (Woyzeck), Mira Neuber (von links nach rechts)

II Akt. Woyzeck von Georg Büchner, inszeniert von Martin Kindervater aus dem Mainfranken Theater Würzburg.

 

Auftritt Gutes Engelchen:

Auf ein Neues. Das wird bestimmt gut. Das Bühnenbild sieht schon mal interessant aus, so ein seltsames Gebilde aus schwarzen Balken. Das ist wohl moderne Kunst, es könnte Woyzecks verwirrten Geisteszustand Symbolisieren.

 

Auftritt Böses Engelchen:

[schlottert am ganzen Körper] Eher beängstigend…so eine drückende Stimmung…

Was ist das denn für ein Irrer?

 

Na, das ist Woyzeck! Völlig irre hetzt er umher. Ich finde sein Charakter ist sehr gut getroffen, auch der Schauspieler ist eine hervorragende Wahl. So habe ich mir die Figur beim Lesen vorgestellt.

Und die anderen Rollen sind ebenfalls ziemlich gut besetzt. Der Hauptmann hat seine typische Art sich über Woyzeck lustig zu machen und dem Doktor merkt man die kalte, wissenschaftliche Freude über Woyzecks psychische Probleme sehr schön an.

 

Ausnahmsweise stimme ich da zu, der Schauspieler von Woyzeck ist hervorragend. Nur Andres wirkt selber völlig verwirrt und beschränkt… Eine merkwürdige Interpretation, wenn man bedenkt, dass seine Gleichgültigkeit und reflektierte Art ebenfalls einen Teil der Gesellschaft widerspiegeln soll, die ja bekanntlich Woyzeck so unterdrückt. Und die weibliche Besetzung für den Doktor leuchtet mir jetzt auch nicht so ganz ein. Darüber kann ich vielleicht hinweg sehen, aber wieso spielen die Nebenrollen auch die Statisten oder Dorfbewohner? Genau dieser soziologische Aspekt, die Gesellschaft, ist das was das Stück ausmacht. Mit bloß 6 Schauspielern geht das verloren.

 

Lass mich doch ein Mal ein Stück genießen. Die halten sich sogar an den Originaltext, was willst du mehr?

 

Eben. Es ist der Originaltext und trotzdem tragen sie Leggins, Kreolen und Lederjacken. Da passt der Kontext einfach nicht. In der heutigen Zeit nennt man Kinder nicht mehr “Bastard” und uneheliche Kinder sind ein gängiger Teil des heutigen Familienmodells.

Wenn sie es schon modern inszenieren wollen, dann auch ganz. Dann wären auch manche der Stellen vielleicht nicht noch langweiliger geworden, als das Buch im Unterricht…

 

So schlimm ist das doch gar nicht vermischt. Ja sicher, das Stück ist seltsam, aber das soll ja auch so sein, es ist ja auch zu großen Teilen aus der Sicht eines Menschen mit psychischen Problemen.

Meiner Meinung nach kommt es auch gut heraus wie Woyzeck am Ende zu der Tat gebracht wird. Die anderen Figuren bedrängen ihn immer wieder und machen sich über ihn lustig aber niemand versteht ihn oder hört ihm zu. Bei der Feier zum Beispiel, da singen die Anderen regelrecht auf Woyzeck ein. Das ist natürlich wieder seine Sicht der Dinge.

 

Natürlich, weil du das Buch gelesen hast. Alleine durch das Bühnenbild war das kleine Fenster, in der Woyzeck Marie und den Tambourmajor gesehen hat, für viele gar nicht zu erkennen und so ging dieser wichtige Teil komplett unter.

Ohne vernünftiges Vorwissen, kann ich es mir schwer vorstellen die Aussage des Stücks zu verstehen.

 

Gutes Engelchen: Mira Neuber

Böses Engelchen: Maren Koch