Share it

Im Rahmen der 36. Bayerischen Theatertage beteiligte sich auch das Stadttheater Fürth an der Aktion des Ensemble Netzwerks (www.ensemble-netzwerk.de) „40.000 Theatermitarbeiter*innen treffen ihre Abgeordneten“. Das Publikumsinteresse ist riesig, die Lust auf öffentliche Auseinandersetzung auch. Trotzdem geraten immer wieder Häuser finanzpolitisch in die Defensive, weil die Politiker*innen oft gar nicht wissen, was Theater alles leisten und unter welchen Bedingungen sie es tun. Das will das Ensemble Netzwerk ändern. Es geht darum, Theater als Erfahrungsräume der Demokratie und Bastionen der Zivilgesellschaft verständlich zu machen. Kolleginnen und Kollegen aus allen Bereichen des Theaters laden die politischen Entscheider*innen, Lokalpolitiker*innen, Lantags- und Bundestagsabgeordneten ein, um über ihre Arbeitsbedingungen zu sprechen und Einblick zu geben in ihren Arbeitsalltag, der bei aller Theaterleidenschaft eben auch geprägt ist von Schichtarbeit, Urlaubssperren, geringer Bezahlung und befristeten Arbeitsverhältnissen.

ALLE Mitarbeiter*innen ALLER Theater laden ihre städtischen Abgeordneten, Landtags­ und Bundestagsabgeordneten zu sich ins Haus ein, geben ihnen eine Führung, und erzählen ihnen dabei, wer wir sind und was wir tun.

– Aufruf des Ensemble Nezwerks

Die Theatermitarbeitrinnen und -mitarbeiter führen sehr persönlich durch ihr Theater und durch den Dampf in Hamlets Maschinenraum. In Fürth erlebten unsere Gäste einen Tag im Theater und bekamen Einblicke in zentrale Abteilungen wie Kostüm, Theaterpädagogik, die Gardarobe der Schauspieler*innen, Technik, Verwaltung und Dramaturgie.

Jördis Trauer klärt über die Arbeitsbedingungen einer Schauspielerin auf.

In den fünf Stationen der Führung, die den Alltag im Theater auch nur ausschnittsweise wiedergab, sensibilisierten unsere Kolleginnen und Kollegen für die Arbeitsbedingungen der Theaterschaffenden – zum Beispiel, dass die Arbeitszeiten von Theaterpädagogen oft wenig familienfreundlich sind, da sie arbeiten wenn andere Freizeit haben, oder dass das Lernen von Texten für Schauspieler keineswegs als Arbeitszeit gilt – und das bei geringer Bezahlung.

Matthias Heilmann gibt Einblick in das umfangreiche Aufgabenfeld der Dramaturgie

Theater sind Erfahrungsräume der Demokratie, weil in ihnen exemplarisch verhandelt wird, was Demokratie ausmacht: es auszuhalten, dass extrem Unterschiedliches nebeneinander bestehen und aufeinanderprallen — und diskursiv verhandelt werden kann. Diese Orte müssen erhalten und gestärkt werden, gerade in Zeiten wie diesen. Denn die Gesellschaft braucht diese Orte der Freiheit, der Auseinandersetzung, der Kunst, des Unkalkulierbaren, des Fremden, des Ungewohnten, der kommunalen Identitätsbildung, der aufregenden Formen, der zeitgenössischen und der tradierten Musik, der expressiven Bewegung, der neuen und alten Texte, der Bildung von Herz und Hirn, der Inklusion, Integration und Interkulturalität — und dafür brauchen die Theater die Unterstützung der von uns gewählten Repräsentanten.

 

Lesetipp:

Goldene Zeiten – Debatte um die Zukunft des Stadttheaters, Harald Wolff (www.nachtkritik.de)