Szenenfoto aus: Licht im Dunkel

Fünf Frauen und ein junger Mann nähern sich einen Nachmittag lang unserer Schauspiel-Inszenierung „Licht im Dunkel“. Es geht nicht um Theorie und Theatergeschichte, sondern darum Themen und Figuren der Inszenierung praktisch im Spiel kennenzulernen und ausprobieren.

Im Stück geht es um die Kindheit der taubblinden Helen Keller in ihrer Familie, um ihren Zugang zur Welt, um das Verhältnis zu ihrer jungen Lehrerin Annie Sullivan. Helen Keller verlor 1882 im Alter von 19 Monaten komplett Hör- und Sehsinn.

Was bedeutet das für einen Menschen? Wir können es nicht wirklich nachempfinden, aber wir probieren aus, wie es ist, nicht zu sehen und zu hören, wie wir die Welt dann „begreifen“. Wir arbeiten längere Zeit mit geschlossenen Augen, versuchen uns zu Recht zu finden, unsere Umgebung zu erforschen, spüren nach, wie es ist blind geführt zu werden. Dann schalten wir auch das Gehör aus, ertasten uns den Proberaum, abhängig von der Hilfe anderer. Die Workshop-Teilnehmer bemerken, wie die Geräusche in ihnen immer lauter werden, jetzt da kein Geräusch von außen mehr an ihr Ohr dringt.

 Eine Workshop-Teilnehmerin schildert, dass es ihre größte Angst sei, taub und blind zu sein. Sie wusste nichts von dem Inhalt des Stücks. Dankbar und wissbegierig erfährt sie, dass das Fingeralphabet und die Lormen-Schrift Möglichkeiten der Kommunikation für Taubblinde eröffnen. Alle Teilnehmer lernen ihre Namen in den beiden „Sprachen“ darzustellen und die Namen eines Partners zu ertasten.

Am Ende des Workshops steht die Einfühlung in eine Figur des Stücks mit Hilfe von Kostümen, Rollen-Karten und Improvisations-Aufgaben.

Mit geschärftem Blick, neugierig und wach gehen einige Workshop-Teilnehmer am Abend in die Vorstellung. Eine schreibt mir direkt danach per SMS: „Lieber Johannes, danke für den guten Workshop, die Inszenierung finde ich großartig!“