Auf dem Theaterfest auf der Suche nach Heimat und Europa
25 Dienstag Sep 2012
Geschrieben von Redaktion in Allgemein, Werkstatt und Foyer
Es ist erst eine Woche her, dass ich am 17.9.2012 mein Dramaturgiepraktikum im Stadttheater Fürth begonnen habe. Zuvor habe ich in München Theaterwissenschaften studiert. Nun also Fürth:
Fremde Gesichter, fremde Umgebung – das traditionelle Theaterfest mit Tag der offenen Türe zum Spielzeitbeginn bot vergangenen Sonntag da natürlich die ideale Gelegenheit, meine neue Heimat auf Zeit, das Theatergebäude, die Schauspieler sowie die Stücke dieser Spielzeit 2012/2013 kennen zu lernen.
Als ich mich gegen 14 Uhr auf dem Theatervorplatz einfand, fiel mir eine Fahne ins Auge, die unser diesjähriges Spielzeitmotto „Heimat: Europa“ versinnbildlicht – die Europafahne.
Das Thema „Heimat: Europa“ ist ein wichtiger Bestandteil vieler Premieren dieser Spielzeit und programmatischer Leitfaden. Den Besuchern des Theaterfest wurden diese Stücke mittels kleiner Präsentationen, die jeweils 15 Minuten dauerten, vorgestellt. Spannend, dieser Spur auf dem Theaterfest zu folgen.
Da wäre zum Beispiel „Amerika“ – ein Stück, das im 19. Jhdt. spielt. Zu dieser Zeit ist die Schweiz ein sehr armes Land und hungernde Menschen, die dem Land zur Last fallen, werden von einer Agentur nach Amerika abgeschoben. Die Regisseurin Katharina Mayrhofer hat sich in diesem Stück mit der Flüchtlingssituation von damals und heute beschäftigt – und mit der Frage, wie wir mit Flüchtlingen umgehen. Darüber hinaus hat sie das Stück unter dem Aspekt untersucht, wie es ist die Heimat Europa zu verlassen/ verlassen zu müssen.
Eine weiter Spur führt zu Shakespeare: Auf dem Spielplan steht „Maß für Maß“. 1604 verfasst, greift das Stück noch immer aktuelle Phänomene auf, die auf das heutige Europa zutreffen. In Maß für Maß verarbeitet Shakespeare Themen wie Machtmissbrauch, Korruption und Fundamentalismus.
Carlo Collodi, ein italienischer Autor, verfasste die berühmte Geschichte von der Holzpuppe Pinocchio – dessen innigster Wunsch ist es, ein richtiger Junge zu sein. Collodi nimmt seine Leser mit auf eine Reise und lässt sie gemeinsam mit Pinocchio in eine Welt eintauchen, in der die menschlichen Grausamkeiten wie Hinterlist, Täuschung, Gewalt und soziale Ungerechtigkeiten thematisiert werden – Phänomene, die nicht nur in Italien, sondern auch in ganz Europa zu finden sind. Weitere Produktionen dieser Spielzeit lassen das Europa-Thema bereits im Titel erkennen. „Italissima!“ sei genannt oder „Ode an die Freude“.
Neben den Präsentationen unterhielt auf dem Theatervorplatz die Band „Radio Europa“ die Besucher: Jazzige rumänische, serbische und bulgarische Balkanklänge kombinierten sich mit dänischer Volksmusik, baskischem Fandango und irischem Folkrock – nur konsequent.
Daneben bewährte wie beliebte Elemente eines Theaterfestes:
Eine Bühnenbegehung, bei der die Techniker des Stadttheaters dem Publikum Bühneneffekte präsentierten. Workshops wie Tanz, Schauspiel und Stimme gab es ebenso im Angebot und das Kinderschminken hat natürlich auch nicht gefehlt. Am Abend traten zum Abschluss im Großen Haus – ganz heimatverbunden – die Wellküren auf – dieser Auftritt wurde von der anschließenden Feuer- Show mit „Un Poco-loco“ auf dem Vorplatz des Theaters abgerundet.
Und wie in den Jahren zuvor hat die größte Moderatorin Frankens, Ellen Lang, die Besucher mit viel Charme und Witz durch das Programm geführt – und letztendlich einen faszinierenden Eindruck auf mich hinterlassen.
Nun kann Sie also beginnen, die Spielzeit 2012/2013 und wird hoffentlich alle Versprechen halten, die sie auf dem Theaterfest gegeben hat.
Ich freue mich darauf, daran mitzuarbeiten.
(Verena Engler – Praktikantin Dramaturgie)