Plakatmotiv "Feldpost für Pauline"

Was hat Sie an Feldpost für Pauline angesprochen? Wie war Ihr Arbeitsansatz?

Es ist für mich eine schöne schlüssige Geschichte mit unterhaltsamer Erzählart, interessant für heutige Jugendliche durch die Parallelsetzung der Handlungsstränge.
Ich begann mit einer grundlegenden Recherche, um mir die Zeit des Ersten Weltkriegs, Kriegsgründe, und die Lebensumwelt damals zu erschließen. In der Schule hörte ich früher ausführlich über den Zweiten Weltkrieg. Vom Ersten ist mir nicht viel zu den Umständen in Erinnerung; lediglich das Attentat von Sarajevo und die Auswirkungen des Krieges, welche im Versailler Vertrag festgeschrieben wurden, waren ein bei mir vorhandenes historisches Gerüst. Von daher war es sehr interessant, die Lücken mit Bildern und Wissen zu füllen.
Nach dem Eintauchen in die historischen Dokumente kam es zum Erstentwurf.
Zeitsprünge erfordern Theatermittel, wo mit ein paar Handgriffen im Spiel im Handumdrehen eine andere Zeit für den Zuschauer erstehen soll – im Gegensatz zum Film, in dem z.B. Rückblenden mit einer kompletten Ausstattung für 1914 bzw. 2015 möglich wären.
Für mich ist es reizvoll, sich mit dem Regisseur zusammen Lösungen auszudenken, in meinem Falle optischer Art, die solch schnelle Zeitsprünge spielerisch ermöglichen.
Es war sehr früh klar, dass es optisch keine kompletten Zeitsprünge geben kann. Die Requisiten sollten in der Vorstellung des Publikums die thematisierte Zeit sich entfalten lassen und die Raumelemente mussten für alle Zeitverortungen tauglich sein.#

Feldpost für Pauline spielt an mehreren verschiedenen Orten und in verschiedenen Zeiten. Wie hat das das Bühnenbildkonzept beeinflusst?

Wegen der ständigen Zeitsprünge und den vielen Orten (25 Szenen!) war sehr früh klar, dass die Bühne im Raum des Kulturforums aus mobilen Elementen bestehen sollte. Eine solche Raumlösung bleibt  flexibel, so dass auch während der Probenzeit Möglichkeiten neuer Raumkonstellationen weiter bestehen.

Von daher hat die Vielzahl der Orte und Szenen den Entwurf und die Art des räumlichen Denkens von Beginn der Arbeit an stark beeinflusst. Natürlich kristallisierten sich Gewichtungen heraus – manche Orte kommen öfter vor, so wird die Großmutter z.B. vielfach gezeigt, der Erzählstrang springt oft ins Altenheim zurück. Auch die Musik des Cellisten bildet ein durchgehendes Thema. Daher bekamen diese beiden einen festen Ort, der in der Position nicht verändert wird.
Bei den anderen Szenen fand ich sehr relevant, dass in jedem Falle der beengte Raum der Schützengräben und Unterstände transportiert werden soll. Ein „ Unter der Erde“ musste möglich sein und auch die Bedrängnis, die ein jahrelanges Leben in dieser Enge mit sich brachte. Ich wollte mit den 140 cm hohen Spielelementen möglich machen, dass diese Situation nachempfindbar sein soll. Man kann sie als Schützengrabenwand nutzen oder als Zug oder eben eine exponierte Spielposition oben drauf wählen.

Wie war die Zusammenarbeit mit den Anforderungen an die Kostümabteilung sowie Wünschen der Schauspieler und Regie? Es ist eine Bühne, die viel Aktivität auf Seiten der Schauspieler erfordert.

Mit der Kostümbildnerin stimmte ich die Grautöne ab – die Spielelemente geben ja einen Hintergrund für die Uniformen ab. Daher ist es absichtlich nicht das gleiche Grau.
Mit dem Regisseur arbeitete ich im Vorfeld eng zusammen. Wir überprüften anhand des Textes genau, ob allen Spielsituationen Rechnung getragen werden kann. Es war klar, dass die Schauspieler die Umbauten selbst machen sollen. Wir verzichteten auf Räder, die zur Sicherheit zu arretieren wären, was zu einem Zeitverlust geführt hätte, und setzten darauf, die stabilen Elemente trotzdem so leicht wie möglich zu bauen.
Bei den ersten Proben gab es von den Schauspielern durchwegs positives Echo auf den Bühnenentwurf. Ich merkte, dass die Phantasie der Kollegen von den flexiblen Elementen angeregt wird, so dass sich sofort eine Spielfreude und ein Spaß am Ausprobieren mit, in und auf den Elementen einstellte. Ich freue mich sehr, dass diese „ Besiedelung“ und Benutzung der Bühnenelemente durch die Schauspielkollegen ab allererstem Probenstart so sehr unsere künstlerisch-technischen Planungen bestätigen!

Sie haben eine besondere Bühnenform gewählt, in der die Zuschauer in der Mitte sitzen und um sie herum außen gespielt wird. Können Sie mehr darüber erzählen?

Durch die Szenen, die panoramaförmig im Rund um den Zuschauer angeordnet sind, befindet sich dieser in der Mitte des Geschehens. Die runden Hocker laden dazu ein, sich der Handlung hinterherzudrehen. Gleichzeitig sitzt man nicht so „Sicher“ im Sessel wie in einer Bühnenform mit einer definierten Blickrichtung. Es ergibt sich daraus auch die Möglichkeit für den Schauspieler, längere Strecken real zu laufen, einmal um die Zuschauer herumzurennen und dadurch echt „aus der Puste“ zu geraten. Es ist eine gewisse Echtzeit vergangen, wenn man z.B. von 1915 bis zum anderen Hallenende nach 2015 läuft oder spaziert.

Was gefällt Ihnen besonders an der Inszenierung?

Die Inszenierung ist jetzt noch nicht fertig, es stehen noch die Proben nach der technischen Einrichtung im Kulturforum mit den Säulen und den zu überwindenden Strecken bevor. Ich denke aber, dass es ein kurzweiliger Abend wird, mit wandlungsfreudigen Schauspielern, sportlichen Zeitsprüngen, rüstigen Großmüttern; über die Liebesgeschichte von Paulines Urgroßeltern.